Sattelzeit der Revolution.
1923. Umbrüche in Politik, Kultur und radikaler Gesellschaftskritik
Konferenz des Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin. Kopenhagener Str. 76, 10437 Berlin.
18.-20. Oktober
1923 ist das Jahr, in dem gleich drei Ereignisse, die das „kurze 20. Jahrhundert“ (Hobsbawm) eröffneten und prägen sollten, ihre Verarbeitung fanden: Der Schrecken des Ersten Weltkrieges, der Sieg der Revolution in Russland und das Scheitern revolutionärer Erhebungen in Westeuropa und Deutschland. Die Verarbeitung führte zu einem Umbruch in der Gesellschaftskritik und den Anfängen der Kritischen Theorie und des Westlichen Marxismus. Zugleich markiert das Jahr 1923 das endgültige Ende der revolutionären Aufstände in West-Europa und Deutschland, den Beginn der Stalinisierung in der UdSSR, aber auch in der KPD, sowie den Aufstieg des Faschismus.
Mit dem Begriff „Sattelzeit“ wird eine Um- und Neuorientierung in Theorie und Praxis eingefangen, die sich in einflussreichen Texten, neuen politischen Konzepten sowie in den Biographien der jeweiligen Protagonist*innen abbildet. Diese „Sattelzeit“ lässt sich bis zur Neuen Linken der 1960er-Jahre weiterdenken.
Alle Informationen zur Konferenz finden sich auf der Website des Helle Panke e.V.: https://www.helle-panke.de/de/topic/3.termine.html?id=3438
Am ersten Tag gestalten wir ein Panel auf der Konferenz:
Die Marxistische Arbeitswoche war ein Treffen von Marxist_innen und Kommunist_innen, die sich Pfingsten 1923 in Geraberg bei Ilmenau trafen, um zu diskutieren, wie eine kritische Theorie der Gesellschaft aussehen könnte. Angesichts der Welle revolutionärer Erhebungen von 1917 bis 1923 in Europa, aber auch der zunehmenden Verringerung der Möglichkeit, Theorie frei innerhalb der kommunistischen Partei zu diskutieren, trafen sich die Anwesenden – unter ihnen Fukumoto Kazou, Karl Korsch, Georg Lukács, Friedrich Pollock, Felix Weil und Richard Sorge – und diskutierten die gerade erschienenen Schriften Lukács und Korschs.
Seit 2022 beschäftigt sich damit das Projekt #100MAW von Arbeit und Leben Thüringen sowie der Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen u.a. durch Veranstaltungen und mit einer von Michael Buckmiller konzipierten Ausstellung über Karl Korsch. Im Gespräch mit Volker Hinck (RLS Thüringen) führt Prof. Dr. Michael Buckmiller in die Marxistische Arbeitswoche ein, während Judy Slivi (Arbeit und Leben Thüringen) einen Blick auf die Biographien der dort anwesenden Frauen und ihre Arbeit wirft.
Prof. Dr. Michael Buckmiller ist Politologe und lehrte bis 2008 am Institut für Politische Wissenschaft an der Universität Hannover. Er ist Herausgeber der historisch-kritischen Gesamtausgabe von Karl Korsch und der Gesammelten Schriften von Wolfgang Abendroth. Im Ruhestand widmete er sich seinen eigenen Forschungsprojekten sowie der Leitung des von ihm gegründeten Offizin-Verlages. Dort erschien – herausgegeben von ihm - im Januar 2023 die „Erneuerung des Marxismus. Karl Korsch 1886-1961“ u.a. mit Beiträgen aus dem Projekt #100JahreMAW.
Judy Slivi wurde 1977 in Gotha geboren. Nach dem Studium der Soziologie in Jena, einem weiterem Studium der Archäologie in Halle/Saale und mehreren Auslandsaufenthalten kehrte sie 2010 nach Gotha zurück. Derzeit arbeitet sie als Projektleiterin bei Arbeit und Leben Thüringen e.V., einem der Träger von #100JahreMAW.